Wenn dein Teenie segeln lernen soll, musst du das Ruder loslassen!
Habe ich dich mit dem Titel gerade neugierig gemacht? Vielleicht fragst du dich gerade, was die Begleitung von Kindern beim Erwachsenwerden mit Segeln zu tun hat?
Segeln und Erwachsenwerden
Dazu möchte ich dir heute die Geschichte einer Mutter erzählen, die ich u.a. in einer Focusing-Sitzung begleiten durfte. Nennen wir sie der Einfachheit halber Cordelia.
Cordelia hatte einen 13-jährigen Sohn, nennen wir ihn Erwin, der ihr große Sorgen machte.
Einst war er ein guter Schüler, ein gewissenhafter, lustiger Junge, der sehr kommunikativ war und seinen Eltern große Freude bereitete. Er war ihr ganzer Stolz. Und sie hatten das Gefühl, ihren Eltern-„Job“ richtig gut gemacht zu haben.
Und dann kam die Pubertät: Erwin wurde einerseits immer ruhiger, wollte mit seinen Eltern immer weniger reden, war immer wieder wütend und nicht selten respektlos, zog sich auch gleichzeitig immer mehr zurück, seine schulischen Noten verschlechterten sich, er machte keine Hausaufgaben mehr, interessierte sich immer weniger für seine schulischen Belange und seine Freunde, Smartphone & Co. rückten immer mehr in den Mittelpunkt, während er immer öfter die Eltern als nervend oder peinlich empfand und Konflikte nun mehrmals täglich die Beziehung belasteten.
Kommt dir das vielleicht gerade bekannt vor?
Und dann kam die Pubertät
An dieser Stelle möchte ich dich beruhigen und dir zurufen:
- DAS IST NORMAL.
- DAS MÜSSEN JUGENDLICHE TUN, denn JUGENDLICHE MÜSSEN SICH VON IHREN ELTERN UND ERWACHSENEN IM ALLGEMEINEN ABGRENZEN.
- SIE MÜSSEN NUN EIGENE ERFAHRUNGEN MIT GLEICHALTRIGEN MACHEN UND DU BIST NUN NICHT MEHR SO WICHTIG, WIE DU ES GEWÖHNT WARST.
- DEINE „ROLLE“ VERÄNDERT SICH NUN.
- DU DARFST DICH NUN UM DEINE GEFÜHLE KÜMMERN, DIE DEINE TEENIE IN DIR AUSLÖST UND WIEDER MEHR DEIN EIGENES LEBEN LEBEN.
So weit, so hoffentlich gut. Denn wenn du mir vielleicht schon länger folgst, dann bist du dir dessen bestimmt schon bewusst.
Auch Cordelia war eine sehr reflektierte Mutter, die verstanden hatte,dass es jetzt an der Zeit war, eine „neue“ Eltern-Teenager-Beziehung zu „kreieren“ und zu lernen, Erwin zu vertrauen, dass er seinen Weg gehen würde. Mit allen „Fehlern“ bzw. Erfahrungen, die er auf dem Weg des Erwachsen-Werdens machen würde.
Doch wie so oft in Familien mit Teenagern, passten bei Cordelia ihr Wissen und ihre Umsetzung in der Praxis nicht zusammen. Immer wieder kam es zu unschönen Konflikten und Cordelia war es leid, dass sich die Beziehung zu ihrem Kind verschlechterte. Sie hatte auch ein schlechtes Gewissen, weil sie ja wusste, dass sie „loslassen“ lernen sollte, aber es noch nicht schaffte.
Loslassen und Fehler aushalten
Also bat sie mich um eine Focusing-Sitzung zu diesem Thema. In dieser Sitzung tauchte neben dem Druck auf ihrer Brust, auch das Bild eines Segelbootes auf. Sie sah, dass Erwin ganz aufgeregt versuchte, dieses Boot auf stürmischer See in den sicheren Hafen zu lenken. Sie wurde dabei ganz unruhig, weil sie sah, dass er gefühlt alles falsch machte.
- Der Kurs war zu wenig hart am Wind.
- Das Segel zu wenig festgezogen, sodass es „flatterte“, und
- Erwin war sehr nervös und schien orientierungslos und überfordert zu sein.
Dazu muss man wissen, dass Cordelia eine passionierte Seglerin war, die wusste, was beim Segeln richtig und was falsch war und wie man auch bei stürmischer See zügig in den sicheren Hafen kam.
Ich bat sie also, sich auf diesem Segelboot umzusehen und zu schauen, ob sie dort irgendetwas entdecken konnte, was ihre Aufmerksamkeit auf sich zog.
Sie ging also in Gedanken über dieses Boot, sah ihren aufgeregten Sohn am Segel zerren und beobachtete, wie er hektisch versuchte, die Kontrolle über das Boot zu erlangen.
Dann wandte sie ihren Blick zum Heck des Bootes und bemerkte schockiert, dass sie selbst dort am Heck in einer Ecke Bootes saß.
Sie beobachtete sich selbst, wie sie mithilfe des Ruders an einem kleinen Motor, der da eigentlich nicht hingehörte, permanent die verzweifelten Segelversuche ihres Kindes sabotierte, indem sie ständig eine Kurskorrektur vornahm.
In diesem Moment, als sich Cordelia da am Heck des Bootes mit ihrer Hand am Hilfsmotor sitzen sah, begannen ihre Tränen zu fließen und sie spürte plötzlich, dass sie mit ihrem Eingreifen tatsächlich verhinderte, dass ihr Sohn „richtig“ segeln lernte,
- weil sie ja jeden seiner Versuche, den Kurs zu ändern oder das Segel anders zu setzen, mit ihrem Hilfsmotor verhinderte,
- weil sie ständig versuchte, die für sie „richtigen“ Manöver zu fahren.
- Außerdem machte sie es ihm damit unmöglich, seine eigenen Lehren aus seinen „falschen“ Handlungen zu ziehen, weil sie ja mit ihrem Zutun die „Ergebnisse“ seiner Manöver verfälschte und er ständig gegen sie und ihren Motor ankämpfen musste.
Ich bat sie also, sich selbst am Ruder neugierig und interessiert zu beobachten und hineinzufühlen, warum sie das denn tat.
Und da fiel es ihr plötzlich wie Schuppen von den Augen.
„Ich mache das, weil ich es nicht aushalte, dass er noch immer nicht gelernt hat, „richtig“ zu segeln und ich ja weiß, wie es richtig geht. Und ich habe Angst, dass er einen Fehler macht und womöglich kentert, oder das Boot beim Anlegen beschädigt wird. Und ich mache mir Sorgen, was denn die anderen sagen werden, wenn sie sehen, dass der Sohn einer passionierten Seglerin noch so gar keine Ahnung vom Segeln hat. Ich habe da das Gefühl, versagt zu haben.“
Cordelia erkannte und spürte, dass es dabei weniger um Erwin und seine Segelversuche als vielmehr um sie und ihre Gefühle ging, die sie so schwer aushalten konnte und daher ständig „dazwischenfunkte“.
Das Ganze geschah in bester Absicht, weil sie ihr Kind ja auch beschützen wollte. Gleichzeitig konnte sie ganz deutlich spüren, dass das der falsche Weg war, ihren Sohn zu begleiten, denn dieser Weg verhinderte, dass Erwin selbst entdeckte, wie er segeln lernen wollte.
Also lud ich sie ein, dieses Gefühl in sich „aufzusaugen“. In sich hineinzufühlen, welche konkrete Handlung, welchen konkreten Satz, welche konkreten neuen Gedanken sie aus dieser Segel-Situation in das „echte“ Leben mitnehmen konnte, der sie im Alltag dabei unterstützen würde, den Hilfsmotor loszulassen.
Mama, bitte kümmere dich um dein eigenes Leben
Da ihr in diesem Moment nichts einfiel, fragte ich sie, ob sie ihren Sohn dazu befragen könnte, was er denn von ihr bräuchte. Und da begann sie zu lachen und meinte: „Ja, das ist einfach. Denn den Satz sagt er mir so oft, wenn ich ihm mit meiner ungefragten Einmischerei auf die Nerven gehe: „Mama, bitte kümmere dich um dein eigenes Leben. Ich schaffe das. Und wenn ich dich brauche, dann gebe ich Bescheid.“
Mit diesem Satz und einem Lächeln im Gesicht verließ sie die Boots-Situation und kehrte in meinen Praxisraum zurück.
Einige Wochen später erhielt ich ein Email von Cordelia, in der sie mit mir die drastische Veränderung in ihrer Familie teilen wollte.
Sie erzählte, dass sich die Konflikte mit Erwin deutlich reduziert hatten, dass sie wieder entspannt und liebevoll in Beziehung seien und dass er auch wieder mehr für die Schule lernen würde.
Sie erzählte, dass der Satz und das Bootsbild aus der Focusing-Sitzung ihr Anker auf diesem Weg waren. Dass sie nach dieser Sitzung auch mit Erwin gesprochen hätte und ihn gefragt hat, ob er sich wirklich so fühlt, wie sie das auf dem Boot gesehen hatte?
Daraufhin hatte er sich völlig entspannt. Er fühlte sich plötzlich verstanden und war seiner Mutter sehr dankbar, als sie ihm sagte, dass sie nun lernen wollte, ihm Stück für Stück die Verantwortung für sein „Segelboot“ zu übergeben.
Sie bat ihn um Geduld, weil sie ja noch am Lernen sei und er meinte schmunzelnd: „Das ist ok, Mama.“
Vielleicht fragst du dich nun, warum ich diese Geschichte mit dir heute teilen wollte?
Diese Geschichte ist für dich als Ermutigung gedacht, weil ich mir sehr sicher bin, dass auch du lernen kannst, die Beziehung zu deinem Teenie zum Positiven zu verändern, wenn DU beginnst, dich um DEINE Gefühle zu kümmern. Wenn DU die Verantwortung für deine Handlungen übernimmst, von denen du weißt, dass sie dein Kind in den Widerstand bringen und verhindern, dass es lernt, SEINEN Kurs zu segeln.
Ich wünsche dir auf diesem Weg alles Liebe, viel Geduld (vor allem mit dir selbst) und berührende Erfahrungen.
Wenn du magst, dann hinterlasse einen Kommentar oder schicke mir gerne dein Feedback.
Deine Ines
P.S. Wenn du noch tiefer in dieses Thema eintauchen willst, dann nimm gleich das Ruder in die Hand und buche dir sehr gerne einen meiner Vorträge, einen meiner Onlinekurse oder gönne dir eine 1:1-Focusing-Coaching-Reise mit mir.
Medienkonsum und Pubertät – Verstehen und begleiten statt verbieten
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