Lasst uns mehr Freude und Entspannung in die Schule bringen

Ich möchte mit meinem heutigen Artikel ALLE, die im Schulsystem involviert sind, herzlich einladen und aufrufen, Schule auf der Beziehungsebene von innen zu verändern. Es geht mir dabei nicht um Lehrpläne oder die Veränderung der Schulstruktur, auch wenn diese meiner Meinung nach dringend reformbedürftig sind. Meine Einladung richtet sich an Eltern, Lehrer*innen, Schüler*innen, Direktor*innen und auch an die Schulaufsicht. Mein Herzensanliegen ist seit vielen Jahren eine Schule, in der sich Kinder und Jugendliche, Lehrer*innen UND auch die involvierten Eltern wohlfühlen. In meiner Vision geht es um die Beziehungsebene.

Mehr Freude, Gelassenheit und Entspannung

Ich möchte Menschen dahingehend inspirieren, motivieren und ermutigen, in das öffentliche Schulsystem Freude, Gelassenheit und Entspannung zu bringen. Dies kann aber nur gelingen, wenn sich alle wachen Menschen, denen dieses Thema ebenfalls eine Herzensangelegenheit ist, daran beteiligen. Denn erst, wenn sich Menschen als Menschen zeigen, mit ihren Unsicherheiten, Ängsten und Sorgen, dann wird Beziehung möglich.

Ich möchte jeden einzelnen von euch einladen, dazu beizutragen, dass Schule ein Begegnungsort wird, in dem sich ALLE Beteiligten wohlfühlen, und wo Freude, Lachen, Gelassenheit und Achtsamkeit deutlich spürbar sind und ein freudvoller Schulalltag gelebt werden kann.

„Wie soll das gehen? Was kann ich schon dazu beitragen?“

Diese Fragen haben auch mich lange Zeit beschäftigt und ich habe mich in den 18 Jahren, in denen ich als Lehrerin in der Schule aktiv involviert war, sei es als Lehrerin oder als Mutter, nicht selten ohnmächtig gefühlt. Doch vor ca. acht Jahren habe ich begonnen, mein Denken und Handeln aktiv und konsequent zu verändern und zu entwickeln.

Ich habe damals beschlossen, dass ich eine neue Haltung in Bezug auf mein Leben im Allgemeinen und das Thema Schule im Besonderen entwickeln will, da ich erkannt habe, dass es für mich Zeit war, neue Wege zu gehen, sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext, wenn ich ein freudvolleres und erfüllteres Leben genießen wollte. Ich habe deutlich gespürt: da ist noch VIEL mehr möglich, als das, was ich bisher kannte und für realisierbar hielt.

Du bist für dich verantwortlich!

Meine wahrscheinlich wichtigste, aber auch schmerzhafteste Erkenntnis war, dass ich feststellen musste, dass ICH alleine für mein Glück verantwortlich bin. Es liegt in meiner Verantwortung, Dinge zu ändern, die ich so nicht will. Doch dafür musste ich erst einmal herausfinden, WAS ich überhaupt wollte. Da ich (und wahrscheinlich viele unter euch) als Kind selten gefragt wurde, was ich denn bräuchte, war es ein intensiver Lernprozess, dem ich mich stellte.

Schritt für Schritt holte ich das Gefühl der Selbstwirksamkeit in mein Leben. Tag für Tag erschien ich auf der Übungsmatte. Mal mehr und mal weniger erfolgreich. Doch ich merkte, wie sehr sich mein Erleben und dadurch auch meine Wahrnehmung meines Umfelds veränderte. Oft habe ich meine Komfortzone verlassen und Dinge getan und gesagt, die ich mir so lange nicht getraut oder erlaubt hätte. Doch dieses Ausprobieren, dieses „alte Pfade verlassen“ hat DEN Unterschied in meinem Leben bewirkt.

Ich möchte euch ein paar kleine Beispiele geben:

  • Ich habe begonnen, positive Gedanken über andere Menschen auszusprechen. Wenn ich mir dachte, „Oh, die Kollegin XY sieht heute aber besonders hübsch/glücklich/strahlend, … aus, dann habe ich ihr das gesagt.
  • Ich habe mich ganz bewusst auf das Gelingende und schon Gelungene, das Positive fokussiert. Dies habe ich bei den Jugendlichen, den Kolleg*innen, den Eltern, meiner Familie, meinen Freunden, aber auch bei mir selbst angewandt. Ich habe mich beispielsweise VOR jeder Unterrichtsstunde daran erinnert, dass ich meinen Fokus auf das richten werde, was in dieser Stunde gut gelingen wird.

Dazu habe ich im Vorfeld kurz visualisiert, wie ich diese Klasse freudvoll unterrichten werde, wie ich entspannt und liebevoll mit nicht erbrachten „Leistungen“ umgehen werde, … . Allein dieses „mich freudvoll auf die Unterrichtsstunde einstimmen“, hat bewirkt, dass ich sehr gelöst und freudig in die Klasse gegangen bin: sehr oft mit einem breiten Grinsen im Gesicht.Die Schüler*innen haben bemerkt, dass ich gut drauf bin und haben dementsprechend positiv reagiert. Und am Ende der Stunde bin ich mit einem guten, entspannten Gefühl aus der Klasse gegangen. GEDANKEN MACHEN DINGE.

In Elterngespräche nicht als Lehrerin, sondern als Mensch gehen

Vor herausfordernden Elterngesprächen habe ich mir die Zeit genommen, mir bewusst zu machen, dass ich nicht aus meiner Rolle als Lehrerin, sondern als Ines Berger in dieses Gespräch gehen will. Je mehr ich mich als Mensch mit Ecken und Kanten zeigte, umso einfacher war es für die Eltern, ihre Sorgen aus- und anzusprechen. Wenn Eltern spüren, dass du ihr Kind magst, dann ist ein konstruktives Miteinander möglich.

Wenn ich aufhörte, Recht haben zu wollen, und bereit war, mich auf mein Gegenüber einzulassen, indem ich mich für sie als Menschen interessierte, dann habe ich immer wieder „Wunder“ erlebt. Sei es, dass Schüler*Innen plötzlich leistungsmäßig über sich hinausgewachsen sind, sei es, dass „schlimme“ Jugendliche ihr auffälliges Verhalten eingestellt haben, … .Sei es, dass „rebellische“ Eltern in Tränen ausgebrochen sind, weil sie ihre Maske fallen ließen und sich als Mutter/Vater gezeigt haben, die/der jetzt einfach nicht weiter weiß.

Ich habe eine Haltung entwickelt (und entwickle sie noch immer), die davon ausgeht, dass ICH nicht wissen kann, was für jemand anderen das Beste ist. So habe ich begonnen, weniger zu belehren und mehr Fragen zu stellen, die es meinem Gegenüber ermöglichen, seine eigenen Antworten zu finden, die nicht mit meinen kompatibel sein müssen.

Was ist DEIN Beitrag?

Dies war und ist MEIN Weg, der mir ein freudvolleres Leben (nicht nur im Umfeld Schule) verschafft hat. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass es viele unter euch gibt, die auch bereits neue Pfade ausprobiert haben.

Die Schule als Wohlfühlort

Wollen wir uns gemeinsam in diesem Feld inspirieren, um die Schule zu einem Wohlfühlort zu machen? Dann habe ich einige Fragen an Dich.

„Wann hast du das letzte Mal …

  • … Lehrer*innen wertschätzend angesehen und anerkannt, ohne gleich den Berufsstand des Lehrers pauschal zu verurteilen?
  • … die täglichen Leistungen der Lehrer*innen deines Kindes gewürdigt, sie ermuntert und sie durch kleine Gesten in ihrem positiven Wirken bestärkt?
  • … konstruktive und wertschätzende Ideen (ohne Besserwisser-Modus) eingebracht, die den Schulalltag schöner, angenehmer und freud- und wirkungsvoller machen?
  • Schließlich: Welche Schule WÜNSCHST DU dir – und was kannst du heute dafür tun, damit wir uns einen Schritt dahin bewegen?

Ich freue mich sehr, wenn ihr eure Gedanken, Strategien und Fragen mit uns teilt, damit wir diesen Weg gemeinsam gehen können, denn ein Jeder/eine Jede von euch ist dafür wichtig.

Alles Liebe,
Eure Ines