Ein Aufruf zu einer neuen Fehlerkultur

Hand aufs Herz! Hast du im Titelbild auch den einen ‚Fehler‘ bemerkt? Oder hast du dir eher gedacht: „Hervorragend! Fast alles ist richtig!“ Wenn das zweite zutrifft, dann gehörst du zu einer wertvollen Minderheit, die das Positive hervorhebt – und ich freue mich sehr für dich!

Viele von uns sind mit dem Gedanken aufgewachsen, dass Fehler schlecht sind.

In der Schule wurden Fehler rot markiert, und wir haben schnell gelernt, sie zu erkennen, ob in Rechtschreibung, Mathematik oder Grammatik. Auch heute fällt mir oft der eine Fehler in einer Speisekarte sofort ins Auge – eine Fähigkeit, die mich mittlerweile jedes Mal wieder zum Schmunzeln bringt.

Obwohl ich seit fast 25 Jahre lang daran arbeite, meinen Blick bewusst auf das Positive zu lenken, gehört die ehemalige Lehrerin, die ich fast 20 Jahre lang war, zu mir. Sie prägt mich und macht mich aus. Und ich habe mittlerweile gelernt, sie zu schätzen. Denn sie ist wertvoll in vielen Situationen, wie zum Beispiel beim Korrekturlesen von wissenschaftlichen Arbeiten oder beim Schreiben von Artikeln.

Doch dieser gesellschaftlich „normale“ Blick auf Fehler kann auch hinderlich sein.

Zu oft fokussieren wir uns auf das, was „besser“ sein könnte – sowohl bei uns selbst als auch bei unseren Kindern. Dieser strenge, kleinmachende und abwertende Blick erinnert an den harten Umgang, den manche Eltern mit ihren Kindern haben, wenn diese beim Erwachsenwerden „Fehler“ machen.

Unser Fokus auf das Negative und Gefährliche hat gute evolutionsbiologische Gründe.

Unsere Vorfahren waren diejenigen, die, um zu überleben, hinter jedem Busch oder in jeder Höhle Gefahr witterten. Doch in unserer heutigen westlichen Welt existieren diese realen Lebensgefahren so nicht mehr. Trotzdem ist dieser – damals überlebensnotwendige – Gehirnteil weiter aktiv und die alten Programme wurden nicht gelöscht.

Was können wir also tun?

Wir können das Bewusstsein dafür schärfen und uns entscheiden, worauf wir bei uns selbst, unseren Kindern und anderen Menschen achten wollen. Jedes Mal können wir uns bewusst dafür entscheiden, das Positive sehen zu wollen:

  • Wir sehen die drei richtige Antworten anstelle eines Fehlers.
  • Wir fokussieren uns auf die Fähigkeiten unseres Kindes, die es bereits gut beherrscht.
  • Wir heben die Stärken unseres Kindes hervor.
  • Wir konzentrieren uns auf das Erledigte.
  • Wir wertschätzen uns und unsere Kinder/Schüler*innen dafür, was wir schon gelernt haben und dürfen uns dafür auch loben.
    Und NEIN: Selbstlob stinkt NICHT!!!! Wenn du dich nicht dafür anerkennst, was du tagtäglich leistest, warum sollten das dann die anderen tun?

Ist das einfach? Vielleicht noch nicht. Aber alles, was wir noch nicht können, ist am Anfang eine Herausforderung. Denke ganz „banal“ an ein Kind, das lernt zu gehen oder zu sprechen – es gibt nicht auf, bis es diese Fähigkeiten beherrscht. Und dieser „Übungsgeist“ eines Kindes steckt in uns allen.

Eine liebe Freundin hat mir den Satz mitgegeben, der mir auf diesem Weg ein guter Helfer ist:

„Es ist leicht. Ich kann es nur noch nicht!“

Lasst uns also lernen, auf das Positive und die Stärken in uns und unseren Kindern zu schauen. Denn Fehler sind ein natürlicher Teil unseres Wachstums und Lernens. Sie sind Erfahrungen, aus denen wir lernen.

Ich bin neugierig:
Welchen „Fehler“ hast du gemacht, den du im Nachhinein in deinem Leben nicht missen möchtest?
Welcher „Misserfolg“ hat dich schlussendlich zu einer wichtigen Erkenntnis geführt oder dir eine Tür geöffnet, die vorher verschlossen schien?

Wenn wir die Art und Weise ändern, wie wir Fehler betrachten, wie wir auf uns und unsere vermeintlichen „Fehler“ schauen, dann können wir unseren  Kindern wunderbare Vorbilder sein und sie dabei unterstützen, zu selbstbewussten, glücklichen Erwachsenen heranzuwachsen.
Indem wir ihre Stärken hervorheben und ihnen zeigen, dass es okay ist, Fehler zu machen, lehren wir sie, ihren eigenen Wert zu erkennen und zu schätzen, selbst wenn manchmal etwas nicht gelingt.

Erfahrungen und ‚FÄHLA‘ sind schließlich unsere besten Lehrer*innen. Und genau das ist der Aufruf zu dieser neuen Fehlerkultur: Fehler als Freunde anzuerkennen, die uns helfen, zu wachsen und zu lernen.

Dafür möchte ich am Schluss auch noch ein Zitat mit dir teilen, dass Albert Einstein zugeschrieben wird:

„Wer noch nie einen Fehler gemacht hat, hat sich noch nie an etwas Neuem versucht!“

Hinterlasse gerne in den Kommentaren deine Gedanken und Erfahrungen zu diesem Thema. Ich freue mich darauf.

Ich wünsche dir einen wundervollen Tag voller neuer Erfahrungen und positiver Erkenntnisse.

Herzlichst,

deine Ines

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