Zu Schulbeginn schlummern viele Konfliktpunkte noch

Derzeit herrscht in vielen Familien mit Schulkindern noch entspannte Ruhe. Viele Konfliktpunkte, die während des Schuljahres auftreten, schlummern noch:

  • „Hast du deine Hausübungen schon gemacht?“
  • „Hast du schon gelernt?“
  • „WIR müssen lernen, denn du hast demnächst Schularbeit/Test.“
  • „Geh endlich ins Bett! Du musst morgen früh raus!“, …

Noch genießen die Kinder den Schulbeginn, und die Eltern „müssen“ sie noch nicht auf zu erledigende Pflichten hinweisen, ermahnen, mit ihnen lernen, … . 

Seit Jahren spüre ich immer wieder, dass das Thema Schule das familiäre Klima belastet und das auch in den Ferien:
„Ferienhefte“ sollten ausgefüllt werden, das Kind muss üben und lernen, damit entweder bereits Erlerntes nicht vergessen wird, oder weil in diesem oder jenem Fach bereits Schwächen vorhanden sind. Der Druck, der auf unseren Kindern und Jugendlichen aber auch auf deren Eltern lastet, ist mittlerweile oft das ganze Jahr sehr hoch.  

Der Druck ist hoch – gibt es einen Ausweg?

Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation, die das Familienleben und die Beziehung zwischen Eltern und Kindern oft massiv und nachhaltig belastet?

Aus meiner beruflichen aber auch persönlichen Erfahrung kann ich mit Sicherheit JA sagen. Allerdings kann dieser Druck nur von den Eltern reduziert werden, da sie die „Führungsrolle“ haben.

Dabei geht es hauptsächlich darum, dass sich Eltern bewusstmachen, warum sie Druck auf ihre Kinder ausüben, warum sie das Thema Schule so wichtig werden lassen. Es geht letztendlich, wie in vielen Bereichen unseres Lebens um Achtsamkeit. 

Ich möchte euch in diesem und den folgenden Artikeln einige Leitfragen vorstellen, die ich für Eltern von Schulkindern entwickelt habe. Diese können Orientierung dabei geben, herauszufinden, wo schulische Probleme ihre Ursachen haben könnten. Sie können euch dabei unterstützen, euch selbst ehrlich zu hinterfragen, was euch in bestimmten Situationen veranlasst, so zu handeln, wie ihr es tut.

Leitfragen für Eltern von Schulkindern

Dabei geht es im ersten Schritt nur darum, dass ihr euch selbst beobachtet, welche Themen im Bereich Schule immer wieder zu Streit führen und welche Handlungs- und Kommunikationsmuster dabei zum Tragen kommen, welche Gefühle ausgelöst werden.

  • Diese Beobachtung sollte geschehen ohne euch zu bewerten. Es geht nur um eine Bestandaufnahme:
  • „Welche Situation/welche Sätze meines Kindes/welche Themen führen regelmäßig zu Konflikten?“
  • „Wie oft in der Woche/am Tag ist das Thema Schule Ursache für Streit mit meinem Kind/meinem Partner/meiner Partnerin?
  • „Welches Gefühl stellt sich bei mir ein, wenn ich sehe, dass mein Kind „seine Pflichten“ nicht erfüllt?“
  • „Wie reagiere ich, wenn mein Kind mit einer schlechten Note nach Hause kommt?“
  • „Wie fühlt es sich für mich an, wenn ich in die Schule vorgeladen werde, weil mein Kind nicht „funktioniert“?

Diese Beobachtung, dieses sich Bewusstmachen ist – wie in allen Bereichen des Lebens – essentiell, damit ich im Anschluss daran – in einem zweiten Schritt – eventuelle Glaubenssätze und Verhaltensmuster entdecken und gegebenenfalls verändern kann.

Erst wenn ich weiß, was hinter meinen Handlungen steckt, warum ich so und nicht anders reagiere, dann kann ich beginnen, Veränderungen herbeizuführen, wenn ich das will. 

Die erste Frage, die ich euch heute mitgeben will, lautet:

Wer hat die Schule ausgesucht, in die mein Kind geht?

Ich höre immer wieder, dass Eltern entscheiden, in welche Schule ihr Kind gehen soll, da Kinder ja diesbezüglich keine Erfahrung haben. Dennoch ist es essentiell, dass es sich an diesem Ort, der sein „Arbeitsplatz“ ist, an dem es viele Stunden des Tages verbringt, wohl fühlt. Und Kinder „spüren“ ganz genau, wenn man ihnen EHRLICH die Wahl lässt, wo sie sein wollen und wo nicht. Unterschiedliche Schulen haben unterschiedliche Energien, die nicht zu allen Kindern gleich passen. D.h. es ist schon in der Grundschule (Volksschule) entscheidend, den Kindern die Wahl zu geben. Dabei ist aber zu beachten, dass die Auswahl für die jungen Kinder nicht zu groß ist (meiner Meinung nach max. drei Schulen). Und beobachtet euch dabei, wie ihr reagiert, falls sich das Kind nicht für EUREN Favoriten entscheidet. Beginnt ihr zu argumentieren? Wollt ihr euer Kind überreden, ihm doch die andere Schule schmackhaft zu machen? …

Bei Jugendlichen ist die Möglichkeit, die Schule selbst auswählen zu dürfen, oft essentiell für den weiteren Schulerfolg. Wenn Jugendliche nicht in die Schule gehen dürfen, in die sie gehen wollen, dann sind Schulprobleme häufig vorprogrammiert. Ich erlebe im Schulalltag jedes Jahr wieder, dass Schüler ABSICHTLICH versagen, damit sie die von den Eltern gewählte Schule verlassen können.

Wenn Eltern argumentieren, dass sie der Meinung sind, dass die von ihnen gewählte Schule aus diesen und jenen Gründen für ihr Kind die beste sein und dass ihr Kind ja langfristig nicht abschätzen könne, was es will und braucht, dann lautet meine Antwort stets gleich:
„Kinder und Jugendliche spüren, was ihnen guttut und wo sie sich wohl fühlen. Sie wollen in ihren Bedürfnissen ernst genommen werden. Und die Aufgabe von Eltern liegt nicht darin, zu entscheiden, was Kinder einmal werden wollen, was sie einmal brauchen werden. Das kann NIEMAND wissen. Unsere Zeit ist so schnelllebig. Niemand weiß, welche Berufe es in 10 Jahren geben bzw. nicht mehr geben wird. Schule ist der Arbeitsplatz eines Kindes und Kinder leben im hier und jetzt.

JETZT müssen sie sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlen. JETZT sollten sie gerne dorthin gehen, wo sie den Großteil des Tages verbringen MÜSSEN, da Schule für Jugendliche und Kinder keine freie Wahl ist.
Das Wichtigste dabei ist, dass ihnen die Freude am Lernen erhalten bleibt, denn das beeinflusst ihr ganzes weiteres Leben, wie die Wissenschaft mittlerweile herausgefunden hat.


Stell dir einmal folgendes Szenario vor:

Ein Experte im beruflichen Kontext würde DIR erklären, er wird dir nun einen Arbeitsplatz suchen, der für dich der Beste ist, weil du leider noch keine Erfahrung hast, wo du beruflich hinkommen wirst, aber er wüsste ganz genau, was du brauchst – denn er ist ja der Experte mit viel Erfahrung – damit du in einigen Jahren den für dich richtigen Beruf ausübst.

Wie würde es dir dabei gehen?

Widerstand ist vorprogrammiert!

Und so ergeht es deinem Kind, wenn du schulische Entscheidungen für es triffst, ohne es (je nach Alter) in diese Entscheidungen mit einzubeziehen!“

Die weiteren Fragen findest du in meinen nächsten Artikel.

Ich freue mich – wie immer – über dein Feedback und deine Fragen.

Herzlichst,

Deine Ines


P.S. Kennst du schon meinen Podcast „Schule ist Beziehung“? Dort findest du noch viel mehr zum Thema Schule. Andreas Reinke und ich wollen in unserem Podcast dieses Thema „enternstln“.
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PODCAST MIT ANDREAS REINKE

Schule ist Beziehung – Der Podcast für perfekt unperfekte Lehrer*innen und Eltern

„Schule ist Beziehung“ dient als Kompass durch den alltäglichen Beziehungsdschungel in der Schule und im Familienleben. Ziel ist es, den Blick auf das Thema „Schule“ zu „enternstln“, damit Schule nicht mehr als Last, sondern als Ort der Freude und Leichtigkeit wahrgenommen wird. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass der schulische Duft in der Bäckerei von Freude und Leichtigkeit geprägt ist.