Das Klassenforum: Wie Du den Schulalltag bewegter und interaktiver machst
Heute möchte ich euch ein ganz konkretes Werkzeug vorstellen, das ich „Klassenforum“ nenne. Es handelt sich dabei um ein Setting, das dazu beitragen kann, dass Beziehung im Schulalltag erfahren, gelernt, gelehrt und auch gelebt werden kann. Die Methode habe ich aus dem sogenannten „World-Café“ für die Schule adaptiert.
Was ist das Klassenforum?
Bei diesem Instrument geht es darum, dass sich Schüler*innen, Lehrer*innen und Eltern an einzelnen Tischen zusammensetzen. Sie tauschen sich in diesem Setting über Themen, die für den Schulalltag relevant sind, in Dialogform aus. Dabei kann es um das Thema Kennenlernen und Klassengemeinschaft genauso gehen, wie um Lernen oder auch um die Lösungsfindung für ein gerade aktuelles Thema in einer Klasse.
Setting/Vorbereitung: Wie schaut so ein Forum nun konkret aus?
In möglichst entspannter und gemütlicher Atmosphäre sitzen an größeren (zusammen geschobenen) Tischen 5 bis 7 „Vertreter*innen“ von Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen zusammen. Dabei zu beachten ist, dass die Eltern nicht bei ihren eigenen Kindern am Tisch sitzen.
Auf jedem Tisch liegen Moderationskärtchen in drei unterschiedlichen Farben, beispielsweise blau für Eltern, grün für Lehrer*innen und gelb für Schüler*innen sowie Flipchart-Marker. Welche Farbe welcher Gruppe zugeordnet wird, legst du bereits im Vorfeld auf einem Flipchart oder einer Tafel fest. So stellst du sicher, dass ihr auf allen Tischen die gleichen Farben für die gleiche Gruppe (Eltern-Lehrer*innen-Schüler*innen) verwendet. Diese farbliche Trennung ist für den Abschluss und die Reflexion wichtig, da ihr damit die Gedanken der drei Gruppen besser sichtbar macht.
Klassenforum zum Kennenlernen
Wenn es beispielsweise um gegenseitiges Kennenlernen geht, dann liegt auf jedem Tisch ein Blatt mit derselben Frage. Die Frage könnte z.B. lauten: „Was erwarte ich mir von diesem Schuljahr in Bezug auf die Klassengemeinschaft (oder die Zusammenarbeit/gemeinsame Projekte/…)?”
In einer vorgegebenen Zeit von ca. 15 bis 20 Minuten tauscht ihr nun an den Tischen aus, welche Erwartungen die verschiedenen Personen haben. Hilfreich dabei ist es, wenn es pro Tisch eine/n Moderator*in gibt. Er/sie achtet auf eine Ausgewogenheit der Sprechzeit der einzelnen Teilnehmer*innen und den wertschätzenden, offenen, neugierigen und empathischen Ton des Dialogs.
Es gibt dabei kein richtig oder falsch. JEDE Meinung wird gehört und ernst genommen. Ihr dürft nachfragen werden, ob ihr die Aussagen richtig verstanden habt, … . Jetzt schreibt ihr die Erwartungen/Meinungen aller Teilnehmer*innen farblich getrennt auf.
Die Haltung ALLER Teilnehmer*innen sollte offen, neugierig, wertfrei sein. Es geht NICHT darum, dass eine Lösung gefunden werden muss. Es geht um Austausch und Information: „Ahh, das ist dir wichtig, so denkst du.“
Nach Ablauf der Zeit lösen sich die Gruppen auf. Es finden sich neue Gruppierungen, die sich nun zur selben Frage austauschen. Neue Punkte ergänzt ihr und fügt sie zu den Kärtchen hinzu.
Clusterung der Wünsche & “Zielhorizont”
Schließlich lösen sich alle Gruppen auf, ihr clustert die gesammelten Erwartungen nun nach „Berufsgruppen“ mit den bunten Kärtchen, so dass damit ALLE Aussagen sichtbar sind. Im Anschluss präsentieren und erklären Vertreter*innen der Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen dem Plenum die Ergebnisse. Dabei braucht es in diesem Fall kein „Ergebnis“.
Zum Abschluss könnte man sich noch überlegen, wie man diese Punkte konkret erfüllen könnte bzw. welche Punkte z.B. nicht erfüllbar sind. Bei „meinen“ Schüler*innen gab es beispielsweise IMMER den Wunsch: keine Hausübungen. Da diese aber im Schulunterrichtsgesetz verankert sind, konnten wir nur darüber nachdenken, wie Hausübungen sinnvoll gestaltet werden könnten, nicht aber darüber, OB Hausübungen gegeben werden.
Klassenforum zur Ideenfindung/Problemlösung
Der zweite Ablauf ist dann sinnvoll, wenn es um ein Thema geht, das eine Lösungbraucht, in die möglichst viele Beteiligten eingebunden werden sollten. Auch hier geht es wieder darum, dass ALLE Meinungen gleichwertig gehört werden. Dieses Gesprächsformat lebt davon, dass unterschiedlichste Sichtweisen und Ideen von Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen aufeinander treffen und so Neues entstehen kann.
Das Setting entspricht dem ersten Ablauf. Nur liegen nun auf jedem Tisch unterschiedliche Fragen zum Thema und die Gruppen werden nicht aufgelöst, sondern gehen gemeinsam von Tisch zu Tisch, um sich über die unterschiedlichen Fragen auszutauschen. Die Fragen sollten einfach formuliertsein und zum Nachdenken anregen. Am Ende der ersten Runde wird pro Tisch ein/e Gastgeber*in bestimmt, der/die am Tisch bleibt und der nachfolgenden Gruppe kurz die bereits gefundenen Ergebnisse präsentiert. Anschließend diskutiert die 2. Gruppe am Tisch über die dort aufliegende Frage und ergänzt neue Ergebnisse/Meinungen/Ideen.
Fazit: Ergebnispräsentation & Basis für Weitergehen
Wenn alle Gruppen an allen Tischen waren, dann werden die Ergebnisse im Plenum präsentiert, indem die Gastgeber*innen der einzelnen Tische befragt werden und die Kärtchen mit den Ergebnissen wieder farblich sortiert an Pinnwände geclustert werden. Die Ergebnisse können nun abfotografiert werden. Sie dienen als Grundlage für die weitere Entscheidungsfindung.
Die Anzahl der Fragen und der möglichen Gesprächsrunden richtet sich nach der zur Verfügung stehenden Zeit. Wichtig ist dabei, dass genügend Zeit für die Reflexion und die Präsentation der Ergebnisse eingeräumt wird und allen Beteiligten das weitere Vorgehen nach dem Klassenforum sichtbar gemacht wird.
Was ist deine Einschätzung zu diesem Werkzeug? Kennst du weitere Gruppenmethoden, die du für geeignet hältst?
Ich wünsche dir einen wundervollen Tag und freue mich wie immer auf eure Anregungen, Kommentare und Fragen.
Alles Liebe,
Ines Berger