Hole Dein Unterbewusstsein mit ins Boot

Im heutigen Beitrag möchte ich gemeinsam mit dir einem kleinen Widersacher auf die Spur kommen, der unser Bestreben nach mehr Freude und Entspannung in der Schule sabotiert: Unser Unterbewusstsein.

Ich habe mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt, was denn die Ursachen für dieses zahlreiche Feedback sein könnten. Eine meiner Erkenntnisse ist, dass nun offensichtlich die Zeit reif zu sein scheint, dass Menschen sich in Bewegung setzen wollen, um scheinbar unabänderliche Dinge wie unser Schulsystem aus dem Inneren heraus zu verändern. Sie wollen nicht mehr warten, bis das System von „oben“ geändert wird. Sie wollen sich selbst daran beteiligen. Ich finde es wundervoll, dass ich dazu einen Teil beitragen darf.

Warum ist Schule so negativ besetzt?

Das Thema Schule verursacht in sooo vielen Feldern bestenfalls Unzufriedenheit und schlimmstenfalls Verzweiflung, Angst und Ohnmacht. Warum ist Schule bei so vielen Menschen negativ besetzt? Warum erschwert dieses Thema den Alltag von zahlreichen Familien so massiv?

EINE Antwort darauf gibt es sicherlich nicht. Aber ich möchte heute EINEN meiner Gedanken dazu mit euch teilen: Wir alle sind zur Schule gegangen, wenn wir nicht zu Hause unterrichtet wurden. Wir haben mit der Institution Schule eigene Erfahrungen gemacht. Und sehr oft haben uns einige dieser Erfahrungen nicht gutgetan. Für viele Erwachsenen ist Schule negativ besetzt. Die dort gemachten Erlebnisse bringen sie als Eltern aber auch als Lehrer*innen nun in die Schulthemen ihrer Kinder und Schüler*innen ein, und so beginnt sich Vieles zu vermischen.

  • Wenn wir selbst schlechte Schüler*innen waren, dann wollen wir das unseren Kindern (ziemlich sicher) ersparen. Viele Eltern üben daher Druck auf ihre Kinder aus, damit diese solche Erfahrungen nicht machen müssen. Sie wollen das Beste für ihre Kinder. Sie schicken sie auf Lerncamps, investieren in Nachhilfestunden, … . Die Angst galoppiert oft mit den Eltern davon.
  • Wenn wir aus unseren Herkunftsfamilien beispielsweise den Satz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ mitbekommen habe, dann fällt es uns als Eltern (vielleicht) schwer, unserem Kind zu vertrauen, dass es seinen Weg gehen wird. Denn es fehlt uns ja diesbezüglich an Vorbildern, dass Kinder und Jugendliche lernen WOLLEN. D.h. wir geben oft das weiter, was wir selbst erfahren haben. Wir kontrollieren, wir misstrauen, … .
  • Wenn unser Leben nicht so verlaufen ist, wie wir uns das gewünscht hätten, weil wir beispielsweise keine Matura, kein Abitur, kein Studium, … gemacht haben und uns daher vielleicht berufliche Wege nicht offen standen, dann ist die Gefahr groß, dass es uns wichtig ist, dass unsere Kinder diesen Abschluss machen. Dabei wird oft nicht hinterfragt, ob das auch der Weg ist, den unsere Kinder wollen.
MEINE Erfahrungen gehören mir

Die Liste ließe sich noch lange weiterführen, doch das für mich Entscheidende in diesem Zusammenhang ist, dass bei all diesen UNSEREN Erfahrungen und Überlegungen es (selten) um unsere Kinder geht. Denn unsere Kinder sind nicht wir. Unsere Kinder sind eigenständige Personen, die ihre eigenen Erfahrungen machen wollen und müssen. Unsere Aufgabe ist es „nur“, sie auf diesem Weg liebevoll zu begleiten, damit sie in ihrem Tempo herausfinden können, wer SIE sind und was SIE wollen. Wir dürfen darauf vertrauen, dass sie IHREN Weg gehen werden: manchmal vielleicht mit Umwegen; manchmal ist ihr Weg wahrscheinlich auch schmerzhaft. ABER: es ist IHR Weg.

Eltern als Begleiter

Ich bin ganz fest davon überzeugt, dass wahrscheinlich viele Eltern Begleiter für ihre Kinder sein wollen. Sehr viele Eltern der heutigen Generation entscheiden sich daher dazu, dass sie die alten, selbst erfahrenen Erziehungsmuster nicht mehr an ihre Kinder weitergeben wollen. Doch im oft hektischen Alltag passieren dann genau die Dinge, die wir so nicht tun wollten; werden Sätze gesagt, die so nie ausgesprochen werden wollten. Was also ist es, was uns den liebevollen und begleitenden Umgang mit unserem Nachwuchs erschwert?

Dein Unterbewusstsein spielt dir dabei häufig einen Streich!

Unser aller „Problem“ ist meiner Meinung nach unser Unterbewusstsein. Der Teil des Gehirns, den wir bewusst beeinflussen können, über den wir quasi „die Macht“ haben, ist minimal.Die Wissenschaft spricht von weniger als 10 Prozent, manche Wissenschaftler meinen sogar weniger als 5 Prozent.
Und der Rest? Das sind die Anteile in uns, die unser Verhalten quasi aus dem Untergrund steuern. Dieses Unbewusste beeinflusst natürlich auch unsere Gefühlezum Thema Schule.

Daher möchte ich heute alle, die mit „Schule“ zu tun haben, einladen, sich einmal mit der eigenen Schulbiografie auseinanderzusetzen bzw. euren vielleicht noch unbewussten Gedanken zum Thema Schule auf die Schliche zu kommen.

Folgende Fragen helfen dabei, euch selbst zu reflektieren:

  • Welche Erfahrungen habe ich in meiner Schulzeit mit Lehrer*innen gemacht?
  • Wurden Lehrer*innen in meiner Herkunftsfamilie wertgeschätzt?
  • Welche*n Lehrer*in sehe ich vor mir, wenn ich über DIE Lehrer*innen spreche?
  • Wie fühlt es sich für mich an, wenn ich das Schulhaus meines Kindes betrete oder im Klassenzimmer sitze?
  • Träume ich manchmal von meiner Schulzeit? Sind das angenehme Träume?
  • Verhalte ich mich selbst meinem Kind gegenüber vielleicht manchmal genauso wenig wertschätzend, wie die Lehrerin, deren Verhalten mich wütend macht?
  • Beneide ich Lehrer*innen um ihre Ferien?
  • Tut mir mein Kind leid, wenn es schlechte Noten hat, oder viel lernen und Hausaufgaben machen muss?
  • Schimpfe ich über DIE Lehrer*innen? Und wenn ja, warum vertraue ich dann das wahrscheinlich Wertvollste in meinem Leben „solchen“ Menschen täglich an?
  • Gibt es vielleicht auch Positives, das in der Schule passiert? Spreche ich das an und würdige ich es?
  • Fühle ich mich ohnmächtig in diesem System?
  • Jammere ich ständig über das Schulsystem (vielleicht auch noch vor meinem Kind, das dort täglich hingehen muss)?
  • Kämpfe ich gegen das System?
  • Warum lerne ich mit meinem Kind, obwohl ich das gar nicht will?
  • Warum ist es mir wichtig, dass mein Kind gute Noten hat?
  • Habe ich in meiner Schulzeit Situationen erlebt, die mich gedemütigt, beschämt oder bloßgestellt haben?

Ich würde mich sehr freuen, wenn manche dieser Fragen euch dabei unterstützen würden, eure Haltung zum Thema Schule genauer anzuschauen. Dabei geht es nur um das Bewusstmachen unserer Gedanken und Gefühle zu diesem Thema. Es geht nicht um richtig und falsch. Es geht um: „Aha. So denke ich. So fühle ich.“ Ich bin nämlich davon überzeugt, dass Veränderung im System Schule erst dann nachhaltig möglich wird, wenn wir uns unserer Glaubenssätze und Wertungen zum Thema Schule bewusst werden.

Wenn wir erkennen, welche „alten“ Gefühle bei diesem Thema aktiviert werden. Erst dann kann ich beginnen, etwas aktiv zu verändern, sofern ich das überhaupt will. Mit diesem Bewusstwerden bietet sich uns nun vielleicht die Chance beispielsweise entspannter und wertschätzender in ein Eltern-Lehrer*innen-Gespräch zu gehen oder unsere Kinder freudvoller, gelassener und konstruktiver bei ihren Schulthemen zu unterstützen, …

Ich wünsche euch viele spannende Erkenntnisse beim Nachforschen und freue mich wieder sehr, wenn ihr eure Gedanken, Strategien, Fragen, … mit uns teilt, damit wir uns mit vielen Ideen und Impulsen liebevoll gegenseitig unterstützen können, um ein freudvolles Umfeld Schule zu schaffen.

Alles Liebe,
Eure Ines

PODCAST MIT ANDREAS REINKE

Schule ist Beziehung – Der Podcast für perfekt unperfekte Lehrer*innen und Eltern

„Schule ist Beziehung“ dient als Kompass durch den alltäglichen Beziehungsdschungel in der Schule und im Familienleben. Ziel ist es, den Blick auf das Thema „Schule“ zu „enternstln“, damit Schule nicht mehr als Last, sondern als Ort der Freude und Leichtigkeit wahrgenommen wird. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass der schulische Duft in der Bäckerei von Freude und Leichtigkeit geprägt ist.