Wie Eltern Verantwortung mit Vertrauen abgeben
Neulich schrieb mir eine Mama eine Nachricht, die mich mitten ins Herz traf:
„Ich merke immer mehr, dass ich meinem bald 13-jährigen Sohn beim Thema Lernen zu viel abgenommen habe. Jetzt möchte ich die Verantwortung zurückgeben – aber er bekommt Stress, will meine Hilfe, nimmt sie dann aber doch nicht an … und am Ende bin ich wieder schuld, dass es nicht klappt.“
So viel Liebe. So viel Bemühen. Und so viel Verstrickung.
Dieses Spannungsfeld kennen viele Eltern: Du willst helfen – und wirst plötzlich zur „Bösen“ oder zum „Bösen“. Du gibst Rat – und bist schuld, wenn er oder sie ihn nicht annimmt. Dabei wolltest du doch nur, dass es leichter wird.
Aber genau hier, an diesem wunden Punkt zwischen Kontrolle und Vertrauen, beginnt Selbstverantwortung – bei deinem Kind und bei dir.
Wann es Zeit wird, Verantwortung abzugeben
Manchmal zeigt es sich ganz leise. So wie damals bei mir, als meine Tochter sagte:
„Mama, wann hörst du eigentlich auf, mir immer meine Kleidung rauszulegen?“
Ich war baff. Ich hatte das jahrelang einfach getan – aus Routine, aus Liebe. Bis ich begriff: Stimmt. Jetzt ist Zeit.
Oft sind Konflikte das deutlichste Signal. Sie zeigen: Dein Kind will wachsen. Und Pubertät ist nichts anderes als eine neue Autonomiephase – die Fortsetzung des „Ich kann das allein!“ aus der Trotzzeit, nur lauter, komplexer und emotionaler.
Verantwortung wächst – nicht auf Kommando
Verantwortung ist kein Ball, den man einfach übergibt. Sie ist wie eine Pflanze, die wächst, wenn sie Wasser, Licht und Geduld bekommt.
Teenie-Tochter oder Teenie-Sohn lernen Verantwortung nicht, weil wir sie ihnen übergeben, sondern weil sie Erfahrungen machen dürfen. Weil sie spüren: „Ich darf ausprobieren. Ich darf Fehler machen. Und jemand glaubt an mich.“
Diese Haltung ist der Nährboden für Selbstwirksamkeit – und die wiederum stärkt Selbstvertrauen, Selbstwert und innere Sicherheit.
Wenn das Gehirn umbaut
In der Pubertät arbeitet das Gehirn auf Baustellenbetrieb. Der präfrontale Cortex (für Planung und Impulskontrolle) ist im Winterschlaf, während Amygdala und Belohnungszentrum auf Hochtouren laufen.
Das erklärt, warum Teenager*innen manchmal unlogisch, launisch oder überfordert reagieren, wenn wir ihnen plötzlich Verantwortung „geben“.
Überforderung fühlt sich unangenehm an – und das wird oft weitergereicht in Form von Schuldzuweisungen:
„Du bist schuld!“
Kein böser Wille, sondern ein Versuch, das unangenehme Gefühl loszuwerden.
Beziehung statt Loslassen
Viele Eltern* glauben, Verantwortung abgeben heiße: „Ich zieh mich zurück.“ Aber das Gegenteil ist wahr.
Verantwortung übergeben heißt, in Beziehung bleiben.
„Ich bin da – aber ich traue dir etwas zu.“
Dieses „Ich bleibe da“ ist der Sicherheitsgurt, den Jugendliche brauchen, um sich hinauszulehnen ins Leben. Du hältst die Verbindung – nicht die Kontrolle.
Drei Schritte, die Verantwortung wachsen lassen
1. Mitdenken lassen
Frag deinen Sohn oder deine Tochter: „Was brauchst du von mir, damit du loslegen kannst?“
Wenn sie oder er sagt: „Weiß ich nicht“, bleib gelassen: „Denk drüber nach. Ich frag dich später nochmal.“
2. Mitplanen
„Wie willst du’s angehen?“ – eine simple, aber wirksame Frage, die Eigenverantwortung aktiviert.
3. Reflektieren
„Wie ist es gelaufen? Was hat funktioniert – und was nicht?“
Fragen statt Ansagen. Begleiten statt führen. So bleibt die Verantwortung beim Kind – und die Beziehung beim Leben.
Wenn Hilfe „blöd“ ist
Wenn dein Teenie deine Ideen ablehnt, steckt selten Undank dahinter. Sondern Unsicherheit.
Übersetzt heißt das:
„Ich will’s selbst schaffen – aber bleib bitte in meiner Nähe.“
Autonomie und Bindung – das ist der Tanz der Pubertät. Manchmal stolpern beide. Aber jedes Mal, wenn du ruhig bleibst und sagst:
„Probier’s auf deine Art. Ich bin da, wenn du mich brauchst.“
… wächst etwas zwischen euch: Vertrauen.
Schuld loslassen
Ein häufiger Kreislauf: Du hilfst → dein Kind setzt’s nicht um → du bist schuld → beide frustriert.
Durchbrich ihn mit einem klaren Satz:
„Ich unterstütze dich gern, aber umsetzen musst du selbst.“
Und wenn’s nicht klappt: kein Drama, nur Reflexion.
„Was brauchst du beim nächsten Mal, damit’s besser gelingt?“
So bleibt ihr im Gespräch – ohne Retter*in oder Schuldige*r zu werden.
Alte Muster erkennen
Viele Eltern* übernehmen zu viel, weil sie ihrem Kind ersparen wollen, was sie selbst erlebt haben: Überforderung, Druck, Alleinsein mit dem Lernen.
Wir helfen also – nicht nur unserem Kind, sondern unserem inneren Schulkind. Und genau das darfst du erkennen, ohne dich zu verurteilen. Denn sobald du das siehst, kannst du bewusster entscheiden, wann du begleitest – und wann du loslässt.
Vertrauen – das Zaubermittel
Dein Teenie braucht Sicherheit. Du brauchst Entlastung. Und dazwischen liegt Vertrauen.
Vertrauen heißt: Ich halte dich nicht fest, aber ich bleibe erreichbar. Ich ziehe nicht am Gras – ich gieße es.
Denn das Gras wächst nicht schneller, wenn wir daran ziehen. Aber es wächst – wenn wir ihm Zeit geben. 🌿
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Fazit
Verantwortung abgeben ist kein Loslassen. Es ist ein Hinüberleiten – mit offenem Herzen, wachem Vertrauen und einer Gießkanne voller Geduld.
Echte Verantwortung wächst dort, wo Vertrauen größer ist als Kontrolle. 💛




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