Urlaubsfreude statt Urlaubsfrust!

Urlaub – die schönste Zeit des Jahres?!

Doch mit dieser besonderen Zeit sind oft viele und nicht selten unrealistische Erwartungen verbunden: Ständig glückliche und zufriedene Gesichter , dankbare Kinder, die schätzen, dass wir ihnen diesen Urlaub ermöglichen , Harmonie , Lachen , Glück …

Oft projizieren wir unsere Vorstellung von einem glücklichen Leben in diese im Vergleich nur wenigen Tage eines Jahres. Und wenn diese Erwartungen dann nicht erfüllt werden, dann kann der Urlaub sehr schnell zu Frust und auch Konflikten führen , die man sich so gar nicht gewünscht hatte. Und besonders spannend wird es, wenn wir mit Teenagern auf Urlaub fahren.


Hilfe, mein Teenie hängt in den Ferien permanent vorm „Kastl“!

Wie du den Medienkonsum deines Teenagers liebevoll begleiten kannst, zeige ich dir in meinem Online-Workshop:
„Medienkonsum und Pubertät – Verstehen und begleiten statt verbieten“
Am 22. August 2024 um 20:00 Uhr, online via Zoom, bei dir Zuhause!

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Wie du diesen Frust vermeiden oder zumindest die Konflikte reduzieren kannst

Dazu möchte ich dir eine kleine wahre Geschichte von Manuela und Christian erzählen, die sich so sehr auf den Urlaub mit ihren beiden Kindern, dem sechzehnjährigen Johannes und der zwölfjährigen Tochter Leonie, gefreut hatten. Endlich wieder Zeit gemeinsam, gemeinsame Erlebnisse , Erholung , Austausch , gemeinsames Lachen …

Doch leider verlief der Urlaub keineswegs so, wie sich die Eltern das vorgestellt hatten.

Auslöser für die Konflikte und den Frust war das Verhalten von Johannes, der sich ab Tag 1 in seinem Zimmer verkroch und das WLAN der Ferienwohnung „überhitzte“ . Er hatte die Vorhänge zugezogen, war virtuell bei seinen Freunden , zockte und kam maximal aus seiner „Höhle“, wenn er Hunger hatte .

Und die Eltern?
An Tag 1 dachten sie noch, dass sich das legen würde und gingen immer wieder in sein Zimmer , um ihn zu gemeinsamen Ausflügen oder zum Schwimmen zu überreden. Doch Johannes hatte keinen Bock und sagte immer wieder, und das nicht immer im freundlichsten Ton:

„Lasst mich in Ruhe. Ihr nervt!“

Der Frust der Eltern wurde immer größer . Es kam zu unschönen und verletzenden Vorwürfen auf beiden Seiten .

Und nach drei Tagen war der Urlaub mit so vielen unangenehmen Gefühlen gefüllt, dass sich Manuela während des Urlaubs verzweifelt in den Call meiner Selbsthilfegruppe „Pubertät“ einklinkte, um ihren Frust loszuwerden .

  • Sie sprach von der Verschwendung des Geldes, denn dafür hätten sie nicht bezahlen müssen – es wäre besser gewesen, wenn er zu Hause geblieben wäre .
  • Sie sprach von Enttäuschung, weil sie gehofft hatte, eine schöne Zeit mit ihrem Sohn zu verbringen.
  • Sie sprach von Ärger, weil die gefühlt schönste Zeit des Jahres gar nicht schön war.
  • Sie sprach von Traurigkeit, weil sie das Gefühl hatte, dass ein dunkles Zimmer und die elektronischen Geräte wichtiger waren als sie.

Kennst du solche oder ähnliche Situationen in deiner Familie?

Immer wieder werde ich gefragt, wie man das verhindern kann und welche Tipps ich dafür hätte?

5 Fragen die euren Urlaub retten können

Und dann stelle ich den Eltern die folgenden fünf Fragen, die am besten schon VOR dem Urlaub, aber spätestens im Urlaub beantwortet werden sollten.

Und diese möchte ich heute gerne mit dir teilen:

  1. Welche konkreten Erwartungen haben die Erwachsenen an den Urlaub? Überlege dir, welche „Mindestanforderungen“ du hast, damit du den Urlaub als gelungen bezeichnen würdest. Wie oft möchtest du, dass dein Kind gemeinsame Mahlzeiten mit dir einnimmt, Gespräche führt oder Ausflüge unternimmt?
    Und dann kommuniziere das auch deinem Teenie und verhandelt darüber.
    Du darfst dich auch ein bisschen unbeliebt machen und DEINE Wünsche einfordern.
  2. Welche konkreten Erwartungen haben deine Kinder an den Urlaub?
    Es wäre wichtig, dass du deine Kinder am besten schon im Vorfeld in die Urlaubsplanung einbindest. Spätestens aber am Urlaubsort, falls ihr schon dort seid.
    Frage sie, wie sie sich ihren Traumurlaub vorstellen. Es geht dabei nicht darum, alle Wünsche erfüllen zu müssen, sondern darum, dass du die Wünsche und Interessen deiner Kinder kennenlernst. Wie lange möchten sie schlafen? Welche Aktivitäten machen ihnen Freude?
    Wollen sie auch mal alleine etwas unternehmen oder am Zimmer bleiben? Brauchen sie WLAN oder Datenvolumen? – JAAAA, das ist wichtig! Egal, ob du das cool findest oder nicht. Es ist die Realität der meisten Teenager. Als wir vor vielen Jahren unseren erwachsenen Traumurlaub mit dem Wohnmobil durch Norwegen machten , war z.B. der familiäre Kompromiss, dass wir nur jeden zweiten Tag frei campten , weil unsere Tochter verliebt war und WLAN brauchte, um mit ihrem Freund chatten zu können. Die Bedürfnisse unserer Kinder sollten spätestens in der Pubertät genauso wichtig sein, wie unsere eigenen, wenn wir uns eine Beziehung auf Augenhöhe und ein respektvolles Miteinander wünschen.
  3. Hast du dich emotional darauf eingestellt, dass dein Teenager vermutlich nicht so viel Zeit mit euch verbringen wird, wie in den Urlauben davor? Wie geht es dir bei diesem Gedanken? Welche Gefühle löst das in dir aus und wie wirst du im Urlaub damit umgehen? Teenager brauchen viel Zeit für sich. Auch im Urlaub. Stelle dich am besten also schon gedanklich darauf ein, dass dein Kind sich vielleicht auch stundenlang zurückziehen wird und gib ihm/ihr die Möglichkeit, auch einmal Dinge alleine zu unternehmen, auszuschlafen oder im Zimmer zu essen. Und kümmere dich gut um dich selbst. Fokussiere dich mehr auf dich und das, was dir Freude macht und lass deinen Teenie eigene Erfahrungen machen.
  4. Habt ihr besprochen, wie ihr während des Urlaubs mit Handys und Tablets umgeht? 
    Klärt im Vorfeld, wie viel Zeit am Handy oder Tablet verbracht werden kann. Sprecht darüber, wie du selbst mit deinem Medienkonsum umgehst und ob du z.B. berufliche Anrufe annimmst oder E-Mails bearbeitest. Überlegt euch, wann ihr handyfreie Zeiten habt und was dein Teenie an Zeit braucht, um mit Freund*innen kommunizieren zu können.
  5. Darf dein Kind im Urlaub auch schlechte Laune haben?
    Wie geht es dir, wenn dein Teenie null Bock auf nichts hat und schlechte Stimmung verbreitet? Wie gehst du damit um? Kannst du gut für dich sorgen und akzeptieren, dass dein Kind auch schlecht gelaunt sein darf? Oder fühlst du dich zuständig, dass die Stimmung immer gut ist? Das wäre nämlich sehr unrealistisch. Man darf auch im Urlaub schlecht gelaunt sein. Ich erinnere mich noch an einen meiner Urlaube, in dem ich alleine unterwegs war und mich tagelang unglücklich gefühlt hatte. Anfangs habe ich dagegen angekämpft, wollte diese unangenehmen Gefühle nicht haben. Ich war ja im Urlaub und wollte glücklich sein und Freude empfinden. Doch damit verstärkte ich diese Gefühle noch, und erst als ich sie mir erlaubte, konnten sie sich wieder verändern. Gefühle haben nämlich keinen Urlaub.

Wie die Geschichte von Manuela, Christian, Johannes und Leonie ausgegangen ist?

Manuela und Christian haben sich die Zeit genommen und Antworten auf die obigen Fragen gefunden und führten dann ein ruhiges Gespräch mit ihrem Sohn und sagten ihm, dass sie verstanden haben, wie wichtig ihm sein Rückzugsort ist.

Sie baten ihn, darüber nachzudenken, was er sich denn noch für den restlichen Urlaub wünscht und versprachen, ihn nicht mehr zu drängen, mitzukommen und respektierten seinen Freiraum. Gleichzeitig sagten sie ihm, wie wichtig es ihnen wäre, Zeit mit ihm zu verbringen. Dann ließen sie ihn in Ruhe und kümmerten sich um sich selbst und Leonie.

Zwei Tage später schrieb mir Manuela ganz begeistert, dass Johannes bereits am Tag nach dem gemeinsamen Gespräch aus seiner „Höhle“ gekrochen kam, lächelte und fragte: „Hey, was unternehmen wir heute? Ich würde gerne dabei sein.“

Was ist also die Erkenntnis aus dieser Geschichte?

Jugendliche brauchen Erwachsene, die auch im Urlaub bereit sind, sich auf deren Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse einzulassen und gemeinsame Kompromisse zu finden, mit denen alle leben können. Und je weniger wir an ihnen „ziehen“, sie bevormunden und sie zu etwas überreden wollen, desto größer ist die Chance, dass sie freiwillig mitkommen.

Und wenn du deinem Teenie die Möglichkeit gibst, sich mit seinen/ihren Wünschen auseinanderzusetzen, dann lernt er/sie gleichzeitig, sich selbst besser kennen und trainiert die Kompetenz der Selbstwirksamkeit.

Ich freue mich, wie immer, sehr über deine Gedanken und Erfahrungen in den Kommetaren !

Ich wünsche dir noch einen wundervollen Urlaub und eine entspannte Ferienzeit!

Herzlichst, deine Ines

Medienkonsum und Pubertät – Verstehen und Begleiten statt verbieten

Der Online-Workshop für Eltern mit Ines Berger am 22. August 2024 | Online per Zoom | 45 Euro

Herzliche Einladung zu meinem Online-Workshop an alle Mütter, Väter, Großeltern, Pädagog*innen und Menschen, die Teenager begleiten und die die ständigen Streitigkeiten zum Thema Medienkonsum satt haben.

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