Mehr Leichtigkeit für die Zeugniszeit

Wie schön, dass du hier bist! Ich freue mich sehr darüber und wünsche dir viel Freude und wertvolle Erkenntnisse mit meinem aktuellen Blog-Artikel.

Dieses Schuljahr neigt sich nun in vielen Bundesländern entweder gerade dem Ende zu oder ist schon abgeschlossen. Und aus der Erfahrung von fast 20 Jahren Unterrichtstätigkeit als Lehrerin, aber auch als Eltern- und Familienberaterin und nicht zuletzt als Mutter zweier mittlerweile erwachsener Kind, weiß ich, dass diese Zeit für Familien oft (sehr) emotional besetzt ist. Entweder, weil das Kind erfolgreich dieses Schuljahr geschafft hat, der Stress nun nachlässt und die Eltern aufgrund der (guten) Noten besonders stolz sind, oder weil das Schuljahr leider nicht oder nur knapp geschafft wurde und daher schon jetzt in vielen Familien der Gedanke an das nächste Schuljahr wie ein Damoklesschwert über den kommenden Ferien schwebt.

Daher möchte ich dich heute als Mama oder Papa herzlichst dazu einladen und ermutigen, gemeinsam mit mir ein paar Schritte zurückzutreten und unser Verständnis von Schulerfolg bzw. Schulmisserfolg neu zu definieren. Es geht nämlich während der Schulzeit unserer Kind um viel mehr als um Schulerfolg, Noten und Zeugnisse – es geht darum, wie wir auf uns uns selbst und unsere Kinder schauen, besonders dann, wenn wir Fehler gemacht haben und uns manche Dinge noch nicht so gut gelungen sind. Es geht um die Potenzialentfaltung unserer Kinder und die findet nicht nur in der Schule statt und kann auch nicht mit Noten beschrieben werden.

Gute Noten machen noch lange kein glückliches und erfolgreiches Leben. Dazu braucht es wesentlich mehr. Denn wie viele Menschen kennst du, die in der Schule sehr erfolgreich waren, und trotzdem kein zufriedenes Leben führen?

Und umgekehrt, kennst du sicher auch Erwachsene, die während ihrer Schulzeit erhebliche Probleme hatten oder die Schule sogar abgebrochen haben und trotzdem als Erwachsene ein erfolgreiches Leben führen. Oder wie man im Volksmund sagt: aus denen trotz schlechter schulischer Leistungen etwas geworden ist. Was auch immer damit konkret gemeint sein könnte.

Du siehst also schon, worauf ich hinaus will.

Ich lade dich also heute dazu ein, deine Gedanken zu diesem Thema neu zu reflektieren, zu überprüfen und zu erforschen, vor allem dann, wenn du bemerkst, dass die Themen Schule und Lernen, wie in so vielen Familien, euren Familienalltag belastet.

Das Schuljahr Revue passieren lassen und feiern: Noten sind nicht alles

Ich möchte dir dazu ein paar Fragen stellen:

  • Kannst du dich noch an deine eigene Schulzeit erinnern?
  • Warst du eine gute Schülerin/ein guter Schüler?
  • Hattest du Angst vor Prüfungen, Tests, Referaten und vielleicht damit auch vor dem Zeugnistag?
  • Welches Gefühl konntest du wahrnehmen, wenn du daran dachtest, dass du dein Zeugnis deinen Eltern, Großeltern, Freund*innen, … zeigen solltest?
  • Erinnerst du dich vielleicht noch an die (an)gespannten Gesichter deiner Mitschüler*innen, als ihnen die Zeugnisse überreicht wurden?

Welche Gefühle machen sich bei diesen Gedanken in dir bemerkbar?

Vielleicht fragst du dich gerade, warum ich dir all diese Fragen stelle? Was das mit der Situation von heute mit den Noten deines Kindes zu tun hat?

Meine Antwort darauf: viel mehr, als dir vielleicht gerade bewusst ist. Denn die Erfahrungen, die wir in unserer Schulzeit gemacht haben, die sind nicht spurlos an uns vorübergegangen, sondern die haben uns und unser Denken über uns selbst und daher auch über unsere Kinder geprägt. Und oft werden dann durch die Erfahrungen unserer Kinder unsere alten Gefühle wieder „wachgerüttelt“ und beeinflussen uns in der Reaktion auf die Zeugnisse unserer Kinder.

Egal also, wie dieses Schuljahr für dich und dein Kind verlaufen ist, unabhängig davon, ob das Jahr mit Top-Noten abgeschlossen wurde oder ob eine Herausforderung wie eine Nachprüfung oder sogar eine Klassenwiederholung bevorsteht, möchte ich dich hier liebevoll daran erinnern: Dein Kind ist so viel mehr als seine Noten.

Meine eigene Schulzeit: Eine Reise durch Höhen und Tiefen

Als ich selbst in der Schule war, hatte ich meine eigenen Kämpfe mit Noten. Es gab Zeiten, in denen ich dachte, mein Wert als Person würde direkt von meiner Leistung in Mathematik, Englisch, … abhängen, und ich versuchte durch gute Noten, die Anerkennung meiner Eltern zu erreichen. Ich hatte mich sooo sehr angestrengt, um meinen Eltern zu gefallen, weil ich dachte, dass sie meine guten Noten besonders stolz machen würden. Wenn die Noten schlecht(er) waren, habe ich nicht nur an meinem Selbstwert gezweifelt, sondern hatte auch oft Angst, ihre Liebe zu verlieren, obwohl sie das nie ausgesprochen hatten.

Die Momente, in denen ich als Jugendliche wirklich wuchs, waren nicht die, in denen ich eine perfekte Punktezahl erreicht hatte, sondern die, in denen ich aus einem Fehler lernte, wieder aufstand und weitermachte. Es waren auch die Momente, in denen ich spüren durfte, dass ich gut bin, wie ich bin, auch wenn die Noten gerade nicht so großartig waren.

Und doch bemerkte ich Jahre später bei den Schulleistungen meiner eigenen Kinder, dass mich meine alten Schul- und Notenerfahrungen auch als Mutter geprägt hatten. Das konnte ich besonders dann spüren, wenn ich mich als schlechte Mutter gefühlt hatte, sobald die Zeugnisse meiner Kinder nicht überragend waren. Und mein Ego über sich hinauswuchs, wenn die Zeugnisse sehr gut waren, obwohl ich selten zu diesen Erfolgen etwas beigetragen hatte, weil meine Kinder diesbezüglich sehr selbstständig waren.

Nicht zuletzt diese Erfahrungen haben mich im Rückblick gelehrt, wie wichtig es ist, dass wir bei der Begleitung unserer Kinder über diese Zahlen hinausblicken. Dass wir sie ganz deutlich immer wieder spüren lassen, dass sie keine guten Noten brauchen, damit wir sie lieben. Dass es viele andere Dinge gibt, die wir an ihnen wunderbar finden und dass sie für unsere Liebe keine Leistungen bringen müssen.

Die emotionale Wirkung von Schulnoten

Halte also gerne kurz inne und spüre in dich hinein:

  • Wie fühlst du dich, wenn dein Kind nach Hause kommt und von seinen Noten erzählt?
  • Bist du erleichtert und stolz, wenn die Noten gut sind, oder
  • fühlst du dich besorgt und enttäuscht, wenn sie nicht den Erwartungen entsprechen?

Diese Gefühle sind natürlich, aber es ist wichtig zu erkennen, dass sie nicht die ganze Geschichte erzählen. Dein Kind und auch du – ihr seid mehr als diese Ziffern auf einem Blatt Papier.

Ein wertschätzender Blick auf das wahre Wesen deines Kindes

Dein Kind ist ein wunderbares Wesen, das auf seiner Reise zum Erwachsenwerden so viel mehr zu bieten hat als lediglich akademische Leistungen.

Beobachte es also bewusst,

  • wie es mit emotionaler Intelligenz neue Freundschaften knüpft und pflegt,
  • wie es Empathie und Verständnis für die Gefühle anderer entwickelt – Fähigkeiten, die in keiner Prüfung bewertet werden (können), aber für das tägliche Zusammenleben unschätzbar sind.
  • Sieh zu, wie es kreatives Denken einsetzt, nicht nur um Probleme in der Schule zu lösen, sondern auch, um alltägliche Herausforderungen mit einzigartigen und innovativen Lösungen zu meistern.
  • Bewundere seine (beginnende) Selbstständigkeit und Eigeninitiative: Dein Kind lernt, Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen, setzt sich eigene Ziele und verfolgt diese.

Durch jeden Fehler, den dein Teenager macht und jede Herausforderung, die er/sie überwindet, entwickelt sich einerseits die Kompetenz der Frustbewältigung und andererseits eine der wichtigsten Kompetenzen, die wir unseren Kindern in der heutigen Zeit mitgeben müssen: das ist die Kompetenz der Resilienz, d.h. die Kunst des „Wiederaufstehens“ – das sind aus meiner Sicht neben einem gesunden Selbstwert und Selbstbewusstsein die wichtigsten Kompetenzen für ein gelungenes Leben, zumal wir in dieser heutigen, so schnelllebigen Zeit unsere Kinder mit althergebrachten Mitteln nicht mehr auf das Leben vorbereiten können.

Übung: Gemeinsam das Schuljahr reflektieren

Ich möchte dich nun noch zu einer wunderbaren Übung einladen, die nicht nur wir selbst mit unseren Kindern immer wieder am Ende eines Schuljahres gemacht haben, sondern die auch schon viele meiner Kund*innen in ihren Familien sehr begeistert durchgeführt haben. Ich verspreche dir, dass sie ein Gamechanger in der Beziehung zu deinem Kind sein kann.

Ich lade euch ein, das Ende des Schuljahres zu nutzen, um gemeinsam das Jahr mit dem Fokus auf das Gelungene und Positive Revue passieren zu lassen.

  • Lade dazu dein Kind ein, dass es sich mit euch ca. 15 Minuten Zeit nimmt.
  • Versprich ihm, dass in dieser Zeit KEINE Kritik geübt, sondern nur über Positives gesprochen wird.
  • Setzt euch gemeinsam hin und reflektiert über das vergangene Schuljahr, um euch wirklich zu würdigen. Und dabei meine ich natürlich auch DEINE Erfolge als Mutter bzw. Vater!

Feiere dich auch selbst dafür, was du in diesem Jahr geleistet hast. Denn wenn du dich nicht für dein Tun wertschätzt, warum sollten das dann die anderen machen.

Hier sind ein paar Fragen, die euch bei diesem Prozess unterstützen können:

  • Was war dein größter persönlicher Erfolg dieses Jahr, unabhängig von Noten?
  • Welche neuen Dinge hast du über dich selbst gelernt?
  • Gab es Herausforderungen, die du erfolgreich gemeistert hast? Wie hast du das geschafft?
  • Was hat dir am meisten Spaß gemacht?
  • Was möchtest du im nächsten Schuljahr anders machen?
  • Worauf bist du besonders stolz?

Und bitte: bei deinem Kind dürfen auch Gaming-Erfolge eine Rolle spielen.

Feiert die Meilensteine und Erfolge – jenseits von Noten

Wenn du dir dabei noch mehr Unterstützung wünschst, dann habe ich für dich ein kleines Geschenk.

Du findest du HIER und am Ende des Artikel zwei PDF-Vorlagen, die du nutzen kannst, um euch gegenseitig ein „Zeugnis der Wertschätzung“ auszustellen.

Stärkt eure Bindung durch gegenseitige Wertschätzung

Indem ihr euch gegenseitig zeigt, was ihr aneinander schätzt und liebt, könnt ihr eure Beziehung stärken, und so vollgetankt mit angenehmen Gefühlen in die Ferien starten.

Ich hoffe, dieser Artikel und die Übung inspirieren dich, das letzte Schuljahr und die damit verbundenen Herausforderungen aus einer liebevollen und wohlwollenden Perspektive zu betrachten. Denn unsere Gedanken können wir IMMEr ändern. Wir müssen es nur tun.

Ich wünsche dir erholsame und freudvolle Ferien, voller Leichtigkeit und positiver Energie.

Alles Liebe,

Deine Ines

P.S. Hinterlasse gerne deine Kommentare und Erfahrungen bzw. teile den Blog gerne mit anderen Eltern, damit das Konfliktthema Nummer 1 (neben Medienkonsum) in möglichst vielen Familien „enternstlt“ werden kann.

Das Alternativ-Wertschätzungszeugnis für dein Kind

Jetzt kostenlos herunterladen

Noten sind nur ein winziger Teil dessen, was wirklich zählt. Schaut auf all die wunderbaren Dinge, die ihr dieses Jahr erreicht habt – von neuen Freundschaften über kreative Projekte bis hin zu persönlichen Herausforderungen, die ihr gemeistert habt.

Und wenn du dir als Mama oder Papa das Alternativ-Wertschätzungszeugnis für dich und dein Kind als Vorlage wünschst, dann klicke einfach unten auf den Button und lade es jetzt kostenlos herunter .

Ich wünsche dir von ganzem Herzen einen erholsamen Sommer.

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